Mein perfekter Wintertag

Eine Geschichte von Jona R., Klasse 4a

„Morgen soll es 30°C heiß werden!“, rief Papa. „Was?“, kamen viele Stimmen zurück. Ich meinte: „Aber wir sind doch mitten im Winter!“ Darauf Papa: „Steht zumindest im Wetterbericht.“ „Wir können ja in den Olchinger See springen!“, rief Samuel, der bisher noch nichts gesagt hatte. Da meldete sich mein kleiner Bruder zu Wort: „Eme!“ (er konnte noch nicht sprechen) und deutete aus dem Fenster. Es schneite. „Was?“, riefen alle zusammen. „Lasst uns lieber besprechen, was wir morgen machen!“, meinte Papa. „Also baden auf jeden Fall nicht!“, verbot Mama.

Samuel murmelte: „Schade“, was allerdings keiner bemerkte. „Lasst uns doch mit unserer Kutsche losfahren! Zu unserem anderen Grundstück!“, war Papas Vorschlag. Alle waren einverstanden. Und ich setzte noch eins drauf: „Wir können ja zelten!“ „Jaa“, kam es von allen Familienmitgliedern zurück. „Dann los geht’s!“, rief Papa aufgeregt. Inzwischen hatte es aufgehört zu schneien. Auf einmal waren alle dabei Koffer zu packen, die Kutsche vorzubereiten und so weiter...

Um 16:00 Uhr zogen wir los. Ich liebte es mit der Kutsche zu fahren. Auf einmal deutete Elija auf das Feld. „Dä“ Ich guckte in die Richtung. In der Ferne war ein weißer Punk zu sehen. Ich fragte Mama: „Was ist das?“ und deutete ebenfalls auf das Feld. „Weiß ich nicht“, antwortete Mama. „Lass uns mal näher hinfahren.“ Nach ca. 10m wurde uns klar, dass das ein Vogel sein musste. „Vielleicht ein Schwan“, meinte ich. Darauf Papa: „Glaub’ nicht. Der wäre kleiner.“ Jetzt erst bemerkte ich, wie groß der Vogel war. Er hatte lange Beine und war komplett weiß. Der Schnabel war gelb, die Beine schwarz. Er sah sehr schön aus. Plötzlich flog er davon. „Schade“, meinte ich.“ Dann lasst uns mal weiterfahren!“, rief Papa. Wir kamen ohne weitere Ereignisse an. Ich und meine Brüder mochten das Grundstück sehr. Es ist groß und in der Mitte steht ein großer Berg. In dem angrenzenden Wald ist ein kleiner Tümpel. Wir stiegen ab sahen uns alles wieder an. Der Teich war ein bisschen kleiner geworden und der Berg war schön grün mit Gras bewachsen. Jetzt bauten wir die Zelte auf und richteten alles her. Als alles fertig war fragte Aaron: „Können wir noch eine kleine Nachtwanderung machen?“ „Na gut, aber eine kurze“, stimmte Mama zu. Jeder nahm eine Taschenlampe mit und wir machten uns auf den Weg. Im Wald gab es viel zu entdecken. Wir sahen einen Fuchsbau und viele Minifrösche, die man sogar auf die Hand nehmen konnte. Ich meinte eine Schleiereule wegfliegen zu sehen. Als wir am Ende der Runde noch einmal an dem kleinen Tümpel vorbeigingen flüsterte ich: „Pst! Seht mal dort!“ Ich ließ den Kegel meiner Lampe auf einem Ast nieder. „Ein Eisvogel!“, flüsterte ich fassungslos. Dort saß tatsächlich ein kleiner Vogel auf einem Ast über dem Weiher. Er war unglaublich schön. Der orangene Bauch leuchtete neben der blauen Rücken- und Kopffarbe. Der Kopf war mit dem langen, schwarzem Schnabel nach unten auf das Wasser gerichtet. Ich meinte aufgeregt: „Er wird gleich einen Fisch fangen!“ Lautlos holte ich meine Kamera hervor und filmte. Ich hatte recht. Auf einmal stürzte sich der Vogel herab und sauste wie ein Pfeil durch die Luft. Es platschte leise als er die Wasseroberfläche durchbrach. „Hoffentlich geht er nicht unter!“, murmelte Aaron. Ich lachte in mich hinein. „Natürlich nicht! Der Eisvogel taucht blitzschnell ein, schnappt sich einen Fisch und fliegt wieder hoch.“ Die ganze Zeit filmte ich (natürlich in Zeitlupe). Dann tauchte der kleine orange-blaue Blitz wieder auf. Er hatte eine kleine Forelle gefangen. Damit flog er wieder auf den Ast. Derweil knipste ich 1000 Fotos. „Ich glaube wir müssen heim!“, bemerkte Mama. Samuel, den das nicht im geringsten interessierte, stimmte zu:

„Und mir ist kalt!“ „Dann lasst uns gehen“, meinte Papa. Ich, der einzige der komplett dagegen war, sagte nichts. (Ich war viel zu beschäftigt Fotos zu machen und Videos zu drehen). Als ich dann aus meiner Vogel-Trance zurückkam, hatte ich nichts dagegen. „Mahlzeit Emil (so hatte ich den Vogel kurzfristig getauft)!“, murmelte ich noch und winkte. Erst dann bemerkte ich wie müde ich war. Ich legte mich sofort in mein Zelt. Dann holte ich noch mein Vogelbuch „Vögel Europas“ und schlug nach. Nach ca. 10 min. kam ich zu dem Entschluss, dass der weiße Vogel auf dem Feld wohl ein Silberreiher war. Dann schlief ich zufrieden und zugleich erschöpft ein. Das erste was ich wahrnahm war, das mir kalt war. Danach bemerkte ich das es in meinem Zelt sehr dunkel war. 

„Komisch“, dachte ich mir. Ich zog mich an. Dann warf ich einen Blick nach draußen. Alles weiß. Ich dachte nicht weiter darüber nach, denn mir war plötzlich sehr, sehr kalt. „Es hat geschneit!!!“, begriff ich. „Aber es sollte doch heute doch 30°C heiß werden!“ Doch da hörte ich schon die mir bekannte Familienratsglocke. Diese läutete immer, wenn es etwas zu besprechen gab. Ich zog meine dickste Jacke an und flitzte schnell in das Zelt meiner Eltern. „Morgen“, begrüßte ich meine anderen Familienmitglieder, die alle schon da waren. Jetzt fing Papa an: „Wie ihr sicher schon bemerkt habt, hat es geschneit. Hat jemand einen Vorschlag was wir jetzt machen? Alle überlegten angestrengt. „Was haltet ihr davon, wenn wir unsere Kutsche in einen Schlitten umbauen, damit nach Hause fahren und alles Notwendige holen?“, war Papas Vorschlag. „Na gut „oder „Von mir aus“, kamen von dem Rest der Familie. Darauf Papa: „Und wer hilft mir dabei?“ Kurze Stille. „Wenn’s unbedingt sein muss“, erweichte sich Samuel. „OK, dann „Let’s go!“, rief Papa. Samuel und Papa verließen das Zelt. „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich in die Runde, die jetzt nur noch aus mir, Mama und Aaron bestand (Elija schlief noch). Unsere Überlegungen wurden von den Schreien Elijas unterbrochen. Kurz darauf stand der kleine Elija mitten unter uns. Ich brachte ihn auf den neuesten Stand: „Elija es hat geschneit!“ Und Aaron ergänzte Ja, sogar richtig viel! Toll, oder? Keine Antwort. Aber er rieb sich den Bauch, was signalisierte, dass er Hunger hatte. Wir erklärtem ihm, dass wir später mit den anderen frühstücken wollten. Währenddessen machte Samuel die Pferde bereit und Papa suchte im Wald zwei dicke Äste. Als Papa diese gefunden hatte, (was ganz schön schwer war mit dem vielem Schnee) banden sie zusammen die Stöcke an die Räder der Kutsche. Dann fuhren sie los in Richtung Heimat und sorgten auch für eine kleine Überraschung…

Wir hörten schon das Schnauben der Pferde. Kurz darauf kam Samuel mit einer kleinen, verdeckten Kiste herein. Danach trug Papa einen riesigen Umzugskarton herein, der gefüllt war mit Jacken, Schneehosen, Schlitten usw. Dann setzten wir uns so bequem wie möglich hin und stellten die kleine Kiste in unsere Mitte. Als alle sich gesetzt hatten zog Samuel die Decke, die die Kiste verdeckt hatte, weg und rief: „Überraschung!“ Papa hatte sich auf vier Brezen und gleich viele Semmeln beim Bäcker erweichen lassen (zwei Kaffees hatte er übrigens auch mitgebracht). Nach einem kurzen Gebet begannen wir zu essen. Es war sehr lecker, denn die Backwaren waren noch warm (Mmmhmm). Während des Essens berichtete Samuel, dass der Schnee richtig gut sei und er nach dem Frühstück gleich rausgehen wolle. Wir anderen stimmten zu. Und das taten wir dann auch. Wir sprangen in unsere Schneeanzüge und liefen raus. Samuel hatte recht behalten: Der Schnee war richtig gut! Ich liebte es, mich einfach in den Schnee fallen zu lassen. Wir beschlossen, als erstes Schlitten zu fahren. Doch auf dem Berg war so viel Schnee, dass die Schlitten einfach einsanken. Deshalb glätteten wir die Bahn mit unseren Scheiben-Schlitten. Danach besprühten wir diese mit Wasser, damit sie gefror und noch rutschiger wurde. Wir hatten Riesenspaß und flitzten immer wieder den Berg hinunter. Einmal setzten wir Elija auf die Scheibe und ließen ihn hinunter rodeln. Weil ihm das so Spaß machte, wiederholten wir das Ganze mehrmals. Manchmal fuhren auch Aaron, Samuel oder ich mit. Dann machten wir eine Schneeballschlacht, die halb aus dem stehen und halb aus dem fahren ausgeführt worden ist. Das funktionierte so: Oben auf dem Berg stehen die Schlitten bereit, also wenn, man verfolgt worden ist, schnappt man sich schnell eine Handvoll Schnee, sprang auf einen Schlitten und formte im heruntersausen einen Schneeball. Unten angekommen muss man sich nur noch umdrehen und den Verfolger abwerfen. Allerdings musste man dann den Schlitten wieder nach oben bringen. Dann hatte man ein paar Sekunden Zeit zu fliehen und sich neu zu bewaffnen…

 So verging der Vormittag viel zu schnell. Mittags stärkten wir uns mit einem leckeren Müsli was aus Haferflocken, Kakao, Süßstoff, Milch, Wasser und ein bisschen Obst bestand. Danach zogen wir uns wieder an. Manche Sachen wie Handschuhe oder Mützen mussten wir trocknen lassen und dann Ersatzpaare anziehen. Als wir uns alle drei einmal auf dem Berg trafen, meinte Aaron: „Was haltet ihr davon, wenn wir ein Iglu bauen?“ Ich und Samuel waren sofort Feuer und Flamme. Wir rauschten den Berg hinunter und liefen zu dem Zelt unserer Eltern. Dort fragten wir: „Könnt ihr uns vielleicht helfen ein Iglu zu bauen?“ „Vielleicht“, kam es von Papa. Damit gaben wir uns fürs erste zufrieden. Dann fingen wir an einen riesigen Schneehaufen aufzuschütten. Als dieser ca. 1,5m hoch war begannen wir in auszuhöhlen. Da kamen auch schon Papa, Mama und Elija aus dem Zelt. Elija ließ sich dauernd in den Schnee plumpsen und lachte dabei herzhaft. Mit Stöcken klopften wir derweil in unserem Iglu herum, bis es groß genug war, dass Samuel, Ich und Aaron hineinpassten. Dann fingen wir mit der Gestaltung an. Ich besorgte eine Kerze, Samuel holte Süßigkeiten und Aaron tat noch die Feinarbeiten im Iglu. Dann krochen wir alle in das Iglu (Elija bekamen wir auch noch herein) und zündeten die Kerze an, sodass es bald sehr angenehm warm wurde. Natürlich aßen wir auch ein bisschen und unterhielten uns. Unsere Eltern machten derweil einen kleinen Winterspaziergang. Um 17:00 rief Papa dann das was kommen musste: „Kinder, wir müssen heim!“ Wir, die Kinder waren nicht besonders begeistert und murrten so etwas wie: „Können wir nicht noch ein bisschen bleiben?!“ oder „Noch 10 Minuten!“ Doch unsere Eltern blieben hart. So saßen wir eine Viertelstunde später wieder in dem Kutschen-Schlitten und entfernten uns dem Grundstück. Als ich abends im Bett lag schlief ich mit diesem Gedanken ein: „Na, das war doch wirklich ein perfekter Wintertag!“

ENDE